In den letzten Jahren hatte die Need for Speed Community kaum einen Grund zur Freude. Halbgare PC-Umsetzungen, unbeliebte Mikrotransaktionen, schwammige Fahrzeugsteuerungen und Zwischensequenzen zum Fremdschämen waren an der Tagesordnung. Mit dem neusten Ableger möchte das Entwicklerteam von Ghost Games zeigen, dass man aus den Fehlern gelernt hat. Mehr verrät euch unser Test.
Der rote Faden
Ja, auch Heat kommt mit einer Story-Kampagne daher. Man schlüpft in die Rolle eines jungen Rennfahrers, der gerade nach Palm City, der virtuelle Klon von Miami, gekommen ist. Die knapp 18 Stunden lange Kampagne erzählt mit kurzen Zwischensequenzen eine einfach gestrickte Geschichte, in der man auch mit Nebenfiguren wie dem Autobastler Lucas und seiner Schwester zu tun hat. Eine freie Charaktererstellung gibt es nicht, stattdessen wählt man eine von zwölf möglichen Figuren aus. Übrigens: Im Verlauf der Story kann man einfach auf einen anderen Protogonisten wechseln - hier zeigt sich wie egal die Story ist.
In Palm City kann man nicht nur frei durch die Gegend cruisen, sondern sich auch per Navigationssystem zum nächsten Rennen leiten lassen. Das Ganze erinnert etwas an Spiele wie GTA V, jedoch viel einfacher gehalten. Auf den Straßen von Palm City fahren auch computergesteuerte Vehikel, die jedoch sehr künstlich wirken. Passanten scheinen wohl gerade zu Hause vor dem Fernseher sitzen. Es gibt nämlich keine. Anfangs ist man vor allem in Downtown zwischen Hochhäusern, später auch zwischen Wiesen und Hügeln des Hinterlandes unterwegs. Viel Zeit in der Garage verbringt man zwischen den Events, wo man in bester Schraubermanier seinen Wagen neu lackieren oder mit besseren Teilen pimpen kann.
Das Renngeschehen ist klassisch: Man tritt in den meisten Fällen gegen sechs bis sieben computergesteuerte Piloten in Sportwagen an und versucht am Ende weit vorn in der Rangliste zu landen. Zur Belohnung gibt es Geld und Erfahrungspunkte. Erstes investiert man in neue Fahrzeuge oder Upgrades. Als angehender Rennprofi sollte man immer auf den Skillwert des Renngeschehens achten. Ist dieser nämlich zu hoch, ist es fast unmöglich, vorne mitzuhalten.
Licht und Schatten
Ein interessanter Gameplaytwist: Die Tageszeit. Tagsüber nimmt man an legalen Straßenrennen teil, bei denen man in erste Linie das Geld für Tuning und neue Autos verdient. In diesem Zeitraum spielen auch die Cops keine Rolle. Nachts hingegen finden die illegalen Wettbewerbe statt, welche Ehre bringen und die Polizei anlocken. Die Polizei geht dabei meist ohne viel Rücksicht vor: Man wird laufend blockiert oder zur Seite gedrängt. Auf dem einfachsten der drei Schwierigkeitsgrade ist die Flucht kein großes Problem, beim härtesten muss man sich aber sehr konzentrieren und schon einiges an Erfahrung gesammelt haben.
KI ist ein gutes Stichwort: Das Entwicklerteam hat auf das übliche „Gummibandverfahren“ verzichtet. Heißt im Klartext: Das plötzliche Auftauchen von abgehängten Konkurrenten gibt es nicht.
Das rasante Fahrgefühl in Kombination mit der arcadelastigen Steuerung braucht jedoch etwas Eingwöhnungszeit. Für einen Arcade-Racer wie diesen ist der Verzicht auf eine Cockpitansicht und ein ausführliches Schadensmodell zu verkraften.
Das steckt unter der Haube
Wie auch der Vorgänger basiert dieser Titel auf die hauseigene Frostbite-Engine. Demnach darf man sich über scharfe Texturen, tolle Wettereffekte und stets flüssige 60 FPS freuen. Vor allem im Regen zeigt die Grafik ihre Stärke. Lediglich die Farbgebung bei Tag wirkt etwas künstlich. Auch der Soundtrack kann sich sehen lassen: Die rund 60 Tracks bieten eine Mischung aus lateinamerikanisch angehauchtem Hiphop, Pop und EDM.
Unsere Bewertung
Grafik
Sound
Steuerung
Atmosphäre
Einstellmöglichkeiten
Gesamtwertung
Fazit
Nach vielen Enttäuschungen können sich Need for Speed Fans beruhigen. Heat ist ein gutes Arcade-Rennspiel geworden. Die Entwickler von Ghost Games haben aus den Fehlern der Vorgängerteilen gelernt - und Publisher EA hat sogar auf die umstrittenen Mikrotransaktionen verzichtet. Die Steuerung benötigt für den Anfang etwas an Übung. Darüber hinaus gibt es zahlreiche, lizenzierte Fahrzeuge, einen coolen Soundtrack und hübsche Nachtrennen (vor allem wenn es regnet). Für etwaige spätere Titel sollten die Entwickler diesmal der leider öden Spielwelt mehr Beachtung schenken.
Veröffentlicht am 11.11.2019 ||| N. Kutra