Bereits zum sechsten Mal können Hobby-Diktatoren ihre eigene Banenrepublik gründen und sich darin austoben. Tropico 6 baut auf seine Vorgänger auf, macht aber dennoch ein paar Dinge anders. Was das ist, erfahrt ihr in unserem Xbox One Test.
Spiele werden immer bombastischer. Sowohl grafisch als auch größentechnisch. Mindestens 50 Gigabyte freier Festplattenspeicher sind für die neuesten AAA-Title notwendig. Okay, Tropico 6 mag jetzt kein AAA-Titel sein, auf das die ganze Gaming-Welt unbedingt gewartet hat. Aber betrachtet man den Spielspaß und die Detailverliebtheit, sind 12 Gigabyte Speicherplatz eine Lächerlichkeit.
Altbewährtes Konzept
Tropico 6 bleibt seinen Wurzeln treu. Nach wie vor geht es um das Bebauen einer Insel mit Plantagen, Industriegebäuden aber auch Wohnungs- und Unterhaltungskomplexen. Diesmal bleibt man jedoch nicht nur auf einer Insel. Sogar ganze Inselgruppen können mit den schönsten Hütten, Plattenbauten oder Viehbetrieben belagert werden.
Das Spielprinzip ist nicht neu. Vergleichbare Spiele wären Sim City, Cities Skylines oder die Anno-Reihe. Doch Tropico bietet mit seinem Fokus auf - nunja - tropische autoritäre Politik seinen ganz eigenen Flair. Dabei nimmt sich das Spiel auch nicht immer ernst. Zur Stimmung tragen auch die passenden karibischen Klänge bei.
Neue Anpassungsmöglichkeiten und Gebäude
Los geht es mit einem Einführungsvideo und El Presidente, den Diktator, in dem sich die Spieler hineinversetzen. Kurz darauf kann man ihn individuell gestalten. Einige Kleidungsstücke und Accessoires müssen jedoch erst freigespielt werden. Selbst seinen Palast kann man diesmal nach belieben gestalten, welches auch so auf der Insel platziert wird.
Zur Auswahl stehen verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Zielen. Zum einen wird gefordert, eine bestimmte Anzahl an Produkten zu exportieren, zum anderen muss man politische Gegner aus dem Weg räumen. Hürden dabei sind regelmäßige Wahlen. Auch wenn nicht alles rund läuft in Tropico, müssen die Einwohner jedoch eine gewisse Zufriedenheit haben, damit sie El Presidente wiederwählen. Gesetzesänderungen, Erlässe und das Zufriedenstellen ihrer Bedürfnisse können schon hilfreich sein.
Vielleicht hilft unter Umständen auch ein exotisches Gebäude, welches sie besichtigen können? Wie wäre es mit dem Eiffeltum? Oder vielleicht doch das Brandenburger Tor? Kein Problem! Mit etwas Geld und Geduld kommen diese Sehenswürdigkeiten per Helikopter auf die Insel. Das Volk wird es euch danken. Doch damit nicht genug. Bestimmte Gruppierungen wie zum Beispiel Religiöse oder Revolutionäre fordern von El Presidente auch bestimmte Handlungen. Erfüllt man diese, gibt es Belohnungen in Form von Geld oder Vorteilen.
Die Macht der Mächte
Wer nur ein Auge auf seine eigene Bevölkerung wirft, kann die Macht der ausländischen Großmächte kennenlernen. Wer sich jedoch mit ihnen gut stellt, Waren dorthin exportiert und regelmäßig Delegationen entsendet, kann sich von ihnen hin und wieder auch über Geldsegen freuen. Denn ohne Geld geht in Tropico gar nichts. Schnell kann es passieren, dass man mehr Geld ausgibt als man einnimmt. Sofort werden die Löhne für die Bevölkerung heruntergesetzt oder teure Jobs eingespart, was selbstverständlich von den Tropikanern nicht einfach so hingenommen wird. Die nächste Wahl kommt bestimmt.
Online mit Problemen
Auch online macht das Spiel viel Spaß. Während unseres Tests waren leider nur wenige Hobby-Diktatoren für ein Onlinespiel verfügbar. Wer gleichgesinnte Freunde hat, darf sich glücklich schätzen. Auch hier erstreckt sich das Gebiet über mehere Inseln, die jedoch erst im Verlauf der Partie gekauft werden müssen. Regelmäßiges Speichern der Online-Matches wird von uns empfohlen. Bricht einmal die Verbindung eines Spielers ab, kann man die Online-Partie einfach nochmal neu laden und weiterspielen. Während unseres Tests gab es jedoch beim Neuladen eines Online-Spielstandes Anzeigefehler. Zum Beispiel hatten Plantagen optisch keine bewachsenen Felder mehr. So täuscht der Eindruck, man habe noch etwas Platz zum Bebauen. Ein Patch sollte hier sicherlich Abhilfe schaffen.
Plattformübergreifend gut
Generell glänzt Tropico 6 mit seiner Detailverliebtheit und den vielen Möglichkeiten seine Politik und Insel zu gestalten. Es ist bei weitem kein grafisch aufwendiges Spiel. Schön anzusehen ist es trotzdem. Oft haben wir uns in dem Treiben auf der Insel verloren. Denn jeder Einwohner hat seinen festen Tagesablauf, den man nachvollziehen kann.
Ein Mythos heißt: "Aufbauspiele funktionieren nur am PC mit der Computermaus am besten". Schon der Vorgänger Tropico 5 konnte beweisen, dass solch ein Spiel durchaus auch auf den Konsolen Spaß machen kann. Dies bestätigt auch Tropico 6 wieder. Uns hat nur das Baumenü gestört. Statt ein schlichtes rechteckiges Menü wie im Vorgänger, wählt man nun die Unterkategorien und das Wunschobjekt mit dem Analog-Stick in einem kreisförmig angeordneten Menü aus. Auf Dauer kann dies schon etwas nervig sein. Das ist an der Steuerung jedoch unser einziger Kritkpunkt.
Unsere Bewertung
Grafik
Sound
Steuerung
Atmosphäre
Einstellmöglichkeiten
Gesamtwertung
Fazit
Nicht immer muss alles eine Highend-Grafik besitzen. Tropico 6 glänzt auch so mit viel Detailverliebtheit und wahnsinnig vielen Möglichkeiten seine Politik in eine Richtung zu lenken. Herausforderungen sind nicht immer einfach, aber auch nicht zu schwer. Szenarien erstrecken sich dabei schonmal bis zu Stunden. Der Langzeitspielspaß ist gegeben, vorausgesetzt der Spieler hat auch genügend Sitzfleisch. Die Steuerung ist ein Musterbeispiel und kann durchaus als Vorbild für weitere Aufbauspiele auf Konsolen dienen. Einzig der Onlinemodus braucht noch viel Zuwendung. Wie schon im Vorgängertitel sind gelegentliche Verbindungsabbrüche normal. Das Konzept Aufbauspiel + Diktatur + karibischer Stil (Inselstaat und Musik) machen auch nach sechs Teilen noch immer viel Spaß.
Veröffentlicht am 01.10.2019 ||| R. Lilge