Ein neues Jahr, ein neues FIFA. Die Fußballsimulation gehört jedes Jahr zu den meistverkauften Spieletiteln auf allen Plattformen. Nicht selten wird von Fans und Kritikern hinterhergesagt, dass es nur ein jährliches Kaderupdate und die ein oder andere grafische Verbesserung gibt. Ob FIFA 20 sich diesen Behauptungen gefallen lassen muss, erfahrt ihr in unserem Test.
Voll auf Volta
Die größte Neuerung ist ein Hallenmodus. Auf einem kleinen Feld stehen bis zu sechs Spieler auf dem Platz. Dieser Modus hört auf den Namen VOLTA FOOTBALL. Alt eingefleischte FIFA-Fans wissen, dass es so einen ähnlichen Modus bereits vor über 20 Jahren gab. Diesmal zieht es den Hallenfußball jedoch in urbane Arenen mit Bandenspiel, Futsal-Regeln und Storymodus.
Dabei erstellt ihr euren eigenen Avatar mit zahlreichen Kleidungsmöglichkeiten und tretet dem Team des Straßenkickers Jayzinho bei. Ziel dabei ist es VOLTA Meister zu werden. Inhaltlich ist der Storymodus im Vergleich zu den vorherigen Titeln leider nicht ganz so glaubwürdig. Die Coolness der anderen Straßenkicker wirkt zu aufgesetzt. Die gewohnte FIFA Qualität der Zwischensequenzen hat jedoch weiterhin Bestand.
Während die normalen Fußballpartien üblicherweise träge und taktischer vonstattengehen, wird es im VOLTA Modus hektischer und trickreicher. FIFA 20 hat damit einen spaßigen und abwechslungsreichen Modus, welcher der Serie guttut.
Neues nur mit der Lupe suchen
Das war es auch schon fast mit Neues. Zwar redet man bei EA von Verbesserungen der Steuerung und der Spielmechanik, jedoch merkt man schnell, dass wenig Änderungen zu FIFA 19 getätigt wurden. Auffallend ist nur, dass das Spielgeschehen jetzt etwas langsamer ist.
Zwar kommt es noch immer vor, dass eure computergesteuerten Spielerkollegen sich noch teilweise wie Amateure verhalten indem sie nicht konsequent genug auf die Bälle zugehen oder sich ziemlich spät zum Anspielen freilaufen. Aber das bleibt Meckern auf hohem Niveau.
Wenn wir ehrlich sind: Der größte Schwerpunkt jeden Jahres liegt beim FIFA Ultimate Team. EAs Lizenz zum Geld drucken. Hier sind dieses Jahr auch wieder mehr Inhalte für das Individualisieren eures Teams hinzugekommen. Neben den Trikots, Wappen und Stadien gibt es jetzt auch Choreografien und Torjubel.
Und auch neue Ultimate Team Ikonen sind hinzugekommen. Zinedine Zidane, Pep Guardiola und Andrea Pirlo dürfen von euch in Empfang genommen werden. Weiterhin gibt es innerhalb einer FUT-Saison durch das Erledigen von Aufgaben Erfahrungspunkte, mit denen man Level aufsteigen kann. Ist ein Level erreicht, erhält man Belohnungen.
Ich mache lieber Karriere
Aber auch der Karrieremodus findet jedes Jahr seine Fans. Hier ist es auch wieder möglich einen Manager oder Spieler zum Superstar zu verhelfen. Ebenfalls war dabei das Motto: Kleine aber feine Veränderungen.
Somit ist es jetzt möglich vor oder nach einem Match Pressekonferenzen abzuhalten, in denen man sich zur Mannschaft oder bestimmten Spielern äußert. Selbstverständlich haben diese Handlungen auch Einfluss auf die Mannschaft. Welche Auswirkung eine Antwort hat – positiv oder negativ - wird einem schnell ersichtlich.
Jedoch sollte man auch mit Bedacht handeln. Sitzen frische talentierte Spieler nur auf der Ersatzbank und bekommen kurz einen Einsatz auf dem Spielfeld, wird man dies zu spüren bekommen. Ebenso sollte man die Wünsche der Stars in der Mannschaft beachten. Persönliche Gespräche können Wirkung zeigen und die Laune der Teammitglieder ebenfalls beeinflussen.
Gleichberechtigung zieht nun auch im Karrieremodus ein. Zum ersten Mal ist es auch möglich eine Managerin auszuwählen. Verhandlungsorte von Verträgen finden nicht mehr nur im Vereinsheim statt, sondern können in einem edlen Restaurant abgehalten werden.
Katz und Maus bei den Lizenzvergaben
Lizenzen war für EA immer das große Steckenpferd. Und auch in FIFA 20 protzt man mit den Rechten an der UEFA Champions League. Fast alle Stadien aus der Bundesliga und eine Vielzahl an Fangesängen und Spielergesichter sind inzwischen enthalten. Doch wo Licht ist, da gibt es auch Schatten. Die Allianz Arena des FC Bayern München wird nur dem Mitbewerber von PES 2020 vorenthalten.
Wie groß war das Geschrei, als es hieß, dass EA die Rechte an Cristiano Ronaldos Club Juventus Turin verliert. Auch hier haben die Macher von PES 2020 dem großen Platzhirsch FIFA 20 den Effenberg-Finger gezeigt. FIFA Spieler müssen sich deshalb mit dem fiktiven Team „Piemonte Calcio“ begnügen. Gleiches gilt für die brasilianische Liga, in der auch Fake-Namen bis auf Neymar Jr. vertreten sind.
Geschmackssache sind nach wie vor auch die Kommentatoren Wolff Fuß und Frank Buschmann. Einige Fußballfans können sie nicht mehr hören und finden die bissigen bis saloppen Kommentare schon abgedroschen und peinlich. Andere Fans wiederum finden sie nach wie vor kultig und können selbst in den originalen TV-Übertragungen von ihnen nicht genug bekommen. Aus technischer Sicht hat sich aber auch dabei wenig getan. Einige Kommentare werden wie gehabt bei unpassenden Szenen abgespielt.
Unsere Bewertung
Grafik
Sound
Steuerung
Atmosphäre
Einstellmöglichkeiten
Gesamtwertung
Fazit
FIFA 20 darf sich weiterhin als Platzhirsch der Fußballsimulationen betiteln. Trotz Verlusten gibt es noch genügend andere Lizenzen, die den Realismus nicht trüben. Auch die Grafik ist wie gewohnt auf hohem Niveau. Inhaltlich wird wieder das gewohnte Paket aus Ultimate Team, Karrieremodus und dem neue VOLTA geboten. Einen packenderen und mitfühlenderen Storymodus, wie es ihn mit Alex Hunter gab, vermissen trotzdem viele Fans. Mit dem „Etwas mehr“ im Karrieremodus und im Ultimate Team kann man zumindest in diesem Jahr – ehe die neue Konsolengeneration im nächsten Jahr erscheint – die Spieler zufrieden stellen. Für das Jahr 2020 erwarten sicherlich nicht nur wir eine Schippe mehr an Innovation und technischen Fortschritt.
Veröffentlicht am 04.10.2019 ||| N. Kutra