Die Werbemaschinerie für FIFA 18 läuft auch in diesem Jahr auf Hochtouren und Fußball Fans auf der ganzen Welt konnten den September nicht erwarten. Endlich das neue FIFA in Händen halten, die Karriere des jungen Alex Hunter weiter fortführen oder Stunden in Ultimate Team verbringen und digitale Sammelkarten öffnen. Hersteller EA Sports verspricht auch in diesem Jahr aufs neue, die Fußballsimulation neu erfunden zu haben – Konnte dieses Versprechen aber nicht wirklich einhalten. Neue Modi hat FIFA 18 in diesem Jahr nicht parat, aber nach dem Wechsel auf die Frostbite Engine im letzten Jahr, sowie der Einführung von The Journey ist dies auch erst einmal in Ordnung.
Präsentation
Einer der wichtigsten Punkte eines jeden Sportspiels ist die Präsentation der Geschehnisse. Und hier profitiert FIFA 18 ganz klar von der starken Frostbite Engine. Die in FIFA 18 vorhandenen Stadien sehen allesamt super aus. Die Lichtverhältnisse in den Arenen kommen authentisch rüber und auch der Rasen wirkt in diesem Jahr wieder sehr real. Nach dem Spiel kann dieser nämlich schon mal deutlich ramponiert worden sein. Doch was nützen die schönsten Stadien, wenn keine Stimmung aufkommt? Darum muss man sich bei FIFA weniger Sorgen machen. Klar könnte hier und da schon mal etwas mehr Support von den Rängen kommen, aber die Fans gehen in den entscheidenden Situationen richtig mit und haben in diesem Jahr besonders viele Fahnen und Banner mit den Schriftzügen ihrer Mannschaft aufgehängt. Was am Anfang noch sehr schön aussieht, wirkt nach der Zeit dann aber auch etwas langweilig.
Ein Blick in die Bundesliga zeigt dann eben doch, wie schön und kreativ viele der Zaunfahnen der verschiedenen Ultra Fraktionen sind und da kann EA leider nicht mithalten. Ein kleines aber nettes Detail sind die Fans, die bei herannahenden Bällen gerne mal ausweichen und so versuchen nicht vom harten Ball getroffen zu werden. In meiner Version von FIFA 18, teste ich wie jedes Jahr besonders die englischen Kommentatoren, da ich leider von den sich schnell wiederholenden Phrasen der deutschen Vetreter schnell genervt bin. Im englischen Funktioniert das meiner Meinung nach etwas besser, man hat hier zwei Kommentatoren Teams die sich bei Internationalen und Nationalen Wettbewerben abwechseln. Zudem kommt noch der Reporter von der Seitenlinie dazu, die einem realen Samstag Nachmittag vermitteln. Ebenfalls wieder dabei sind die originalen Einblendungen der Bundesliga, Premier League und auch der La Liga. Insgesamt wird die Präsentation von FIFA 18 immer besser, auch wenn ich als Fan immer noch neidisch zu NBA 2k18 schauen kann. Die Menüführung in FIFA 18 ist die gleiche wie im Vorgänger, lediglich das Farbschema wurde in diesem Jahr angepasst.
FUT
Der wohl wichtigste Modus für FIFA 18 wurde auch in diesem Jahr deutlich verbessert. Erneut konnte man aus der Frostbite Engine das Beste heraus kitzeln und die Präsentation eurer neuen Superstars sieht jetzt noch spektakulärer aus. Neu in diesem Jahr dabei sind die FUT ICONS, die Fußball Helden vergangener Tage. Die Auswahl der Legenden ist klein, mit gerade einmal Ronaldo, Pelé, Lev Yashin, Ronaldinho, Maradona oder Thierry Henry gibt es nicht all zu viele, doch diese jeweils in drei verschiedene Varianten im Spiel. So könnt ihr die Ikone aus eurer Lieblingsära in euer Squad aufnehmen. Insgesamt merkt man aber schon, dass FIFA inzwischen sein Hauptaugenmerk auf diesen Modus legt. Mit Squad Battles kam ein neuer FUT – Spielmodus dazu, der es euch erlaubt Mannschaften aus der Community zu übernehmen und auch so Belohnungen zu erspielen oder die Ranglisten aufzusteigen. Mit den featured Squads wird es zudem möglich sein, FIFA Pros, echte Fußballer oder Prominente in FIFA herauszufordern.
The Journey
Natürlich versucht EA auch die Single Player in diesem Jahr nicht zu vergessen und so erfahren wir, wie es mit dem britischen Mega Talent Alex Hunter weitergehen wird. In The Journey: Hunter Returns schlüpft ihr wieder in die Rolle von Alex, der nach seinem herausragendem ersten Jahr in der Premier League zu einem echten Star geworden ist. Eine turbulente Transferperiode erwartet euch bei der Top Klubs aus aller Welt versuchen werden euch zu ihrem Team zu holen. Wie im letzten Jahr sind da natürlich wieder verschiedene Größen des Fußballs zu sehen. Neben Thierry Henry, Thomas Müller, Dele Alli oder Basketball Superstar James Harden.
Diese habe kurze Dialogszenen mit euch und lassen einen schon mal schmunzeln. EA verspricht, dass eure Entscheidungen mit Alex in diesem Jahr noch schwieriger werden sollen, sie Langzeitfolgen für eure Karriere in The Journey haben und ihr echte Beziehungen aufbauen könnt. Davon konnte ich leider bislang nichts feststellen. Alex kann wie im Vorjahr wieder nur cool, aggressiv oder neutral verhalten, womit ihr das Ansehen bei Trainern oder Fans verbessert bzw. verschlechtert. Wirklich tief geht das Ganze nicht, aber das ist für ein Fußballspiel eine nette Abwechslung. Neu ist in diesem Jahr, dass ihr kurzzeitig kleine eigenständige Geschichten spielen könnt, mit Spielern, die Alex auf seiner Reise trifft. Da ihr euch aber nicht nur in England befindet, sondern die ganze Fußball Welt bereist, ermöglicht EA Sports euch die halbwegs individuelle Gestaltung von Alex Hunter. Egal ob ihr eine neue Frisur möchtet oder euch von Kopf bis Fuß tätowieren lassen wollt, die Entscheidung liegt bei euch. Übrigens auch eine Art FIFA Street hat es in The Journey geschafft und lässt mich das Spiel ganz schön vermissen.
Karrieremodus
Der zweite große Teil für jeden Offline- oder Single-Player ist der Karrieremodus. Hier schlüpft ihr erneut in die Rolle eines Managers oder Spielers und müsst euren Klub an die Spitze der Welt führen. Man merkt schon deutlich, dass EA dieser Modus nicht mehr so wirklich wichtig ist. Die meisten Spieler werden wohl inzwischen den Saison Online Modus bevorzugen oder ihre Traummannschaft in FUT zusammenstellen. Dennoch wurden einige Kleinigkeiten verbessert. Im Hauptmenü bekommt ihr jetzt kleine Videos bei den News und das neue Transferhub gibt euch eine Übersicht über Verhandlungen. Die Spieler sind in diesem Jahr launisch geworden und ihr müsst darauf achten, dass die Moral nicht in den Keller sinkt, falls ein Star nicht oft genug spielt. Wirkliche Auswirkungen konnte ich aber auf dem Platz nicht feststellen. Das neue optische Hightlight sind die Transferverhandlungen, euer Trainer, den ihr aus 11 Vorlagen auswählen könnt, trifft dabei entweder auf einen der wenigen nachgebauten Top Trainer oder auf einen anderen generisch erstellen Trainer. Mit dem bekannten Entscheidungsrad aus The Journey könnt ihr die Transfersumme bearbeiten oder zusätzliche Klauseln in den Vertrag bringen. Das ganze sieht bei den ersten Malen ganz nett aus, stört aber bei der spätestens zehnten Verhandlung nur noch. Ansonsten wurde dieser Modus leider links liegen gelassen, was schade ist, da ich persönlich lieber meine Eintracht an die Spitze der Welt bringe, gerade jetzt wo auch endlich die dritte deutsche Liga dabei ist!
Gameplay
Aber genug von all dem Firlefanz, wichtig ist auf dem Platz und hier merkt man schon, dass sich EA Gedanken gemacht hat. Im letzten Jahr musste sich EA Sports immer wieder anhören, dass sie zwar ein tolles Spiel haben, die Konkurrenz aus dem Hause Konami mit PES 2017 aber die Fußballsimulation stellen würde. Das kann natürlich nicht der Anspruch von EA sein und so versuchte man das Gameplay zu verbessern. Das Spieltempo wurde verlangsamt, was dem Spiel sehr gut tut. Leider sind mir die Spieler immer noch nicht schwerfällig genug und das ganze Spielgeschehen kommt schnell wieder zum FIFA typischen Flummiball Gestochere. Pässe fühlen sich in diesem Jahr deutlich schwerer an, nicht nur was das Gewicht des Balles angeht, sondern diese überhaupt richtig an den Mann zu bringen. Oft ist es passiert, dass ich entweder den Ball 10 Meter an meinem Mitspieler vorbei gedonnert habe oder aber der Ball dermaßen verhungert ist, dass der Gegenspieler ihn locker ablaufen konnte. Eine wirklich Konsistenz konnte ich dabei nicht feststellen, egal ob Star Spieler oder nicht. Das sorgt schnell für Frust!
Gerade aber die Star Spieler sind in diesem Jahr komplett übers Ziel hinaus geschossen. Versucht ihr mit Cristiano Ronaldo ein Sprintduell, zieht ihr grundsätzlich den Kürzeren. Die Stars in FIFA, ballern alles weg, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Fernschüsse werden mit dem Finesse Shot zur leichtesten Herausforderung und finden immer wieder ihr Ziel ins Netz. Die Torhüter wurden zu den größten Fliegenfängern überhaupt. Hohen Bällen ins lange Eck wird nur hinterher geschaut und Kopfbälle sind der absolute Horror für eure Verteidigung. Man merkt einfach, dass die Verteidiger in FIFA oftmals nicht konsequent genug in den Mann gehen und das zu Hilfe nehmen eines zweiten Verteidigers zum Pressing, öffnet lediglich gigantische Lücken in euren Abwehrreihen. FIFA 18 hat hier die richtigen Ansätze gehabt, diese aber nicht konsequent genug umgesetzt. So reicht es spielerisch einfach nicht mehr, als zu einem Arcade Titel.
Unsere Bewertung
Grafik
Sound
Steuerung
Atmosphäre
Einstellmöglichkeiten
Gesamtwertung
Fazit
Mein Fazit für FIFA 18 fällt mir dieses Jahr sehr schwer. Konnte ich mich noch Stundenlang mit FIFA 17 beschäftigen und das Spiel zum absoluten Brechreiz spielen, so lässt mich FIFA 18 in diesem Jahr einfach nur kalt. Die Verschlimmbesserungen auf dem Platz machen das Spiel derzeit für mich absolut unspielbar. Es entsteht kein wahrer Spielfluss und die Torschlachten, die ihr euch durch Fernschüsse liefern könnt, enden nicht ungerne mal in 10 Toren oder mehr. Grafisch gefällt mir das Spiel. Die Stadien, Zuschauer und Atmosphäre im Allgemeinen wirken authentisch. Auch die Spieler, sofern sie gescannt wurden, sehen ihren realen Vorbildern sehr sehr ähnlich. Es ist mir aber immer wieder ein Dorn im Auge, zu sehen, mit welch Lieblosigkeit kleinere Vereine in FIFA hingerotzt werden. Da nützen mir auch die tollsten Lizenzen nichts, wenn die halbe Bundesliga aussieht wie Kraut mit Rüben und die Kommentatoren außer zu den Bayern, Dortmund und evtl. RB Leipzig ein bis zwei Sätze sagen können. Ich finde, hier verschenkt EA jedes Jahr aufs Neue echtes Potential.
Veröffentlicht am 09.10.2017 ||| C. Zweigler