American Football erlebt in Deutschland einen regelrechten Boom. Und das nicht erst seit dieser Saison. Spätestens seit den Übertragungen im Free-TV sind Tom Brady, Aaron Rodgers und Co. nicht nur Hardcore-Fans ein Begriff. So versteht es sich von selbst, dass viele auch gern nach Spielende virtuell weiterspielen.
Das neue Madden NFL 18 macht in erster Linie mit der „Frostbite“-Engine und einer Einzelspieler-Story auf sich aufmerksam. Was es sonst noch Neues gibt und ob es sich lohnt, den neuesten Teil der Reihe im Regal stehen zu haben, lest ihr in diesem Test.
Aus Liebe zum Detail
Eines vorweg: Wer im Vergleich zum letzten Teil bahnbrechende Neuerungen in Sachen Gameplay erwartet hat, ist hier an der falschen Adresse. Diese waren jedoch auch gar nicht nötig, denn das Geschehen auf dem Feld spielte sich bereits beim Vorgänger sehr gut. Durch den Umstieg von der „Ignite“- auf die „Frostbite“-Engine, die bereits bei „Battlefield“ und „FIFA“ Verwendung findet, wurde grafisch nochmal ein kleiner Schritt nach vorne gemacht und alles sieht noch ein bisschen schöner und detailreicher aus. Beim ersten Anspielen fiel noch ein geringer Framerate-Drop beim Snap des Footballs auf, welcher jedoch mittlerweile mit dem ersten Patch behoben wurde.
Die neu eingefügten Szenen vor Kickoff, die Spieler beim Einlauf unter Feuerwerk ins Stadion zeigen, lassen das Spiel zunehmend realistischer erscheinen. So kommt man sich beim virtuellen Zocken mittlerweile fast wie bei einer echten TV-Übertragung vor. Ebenfalls aus dem Vorjahr übernommen wurde das Kommentatoren-Duo bestehend aus Brandon Gaudin und Charles Davis, die jede Woche passend zur laufenden NFL-Saison passende Sprüche und Sequenzen bereithalten, was ebenfalls zur Authentizität des Spiels beiträgt.
Spektakuläre Aktionen? Arcade macht´s möglich
Neu sind auch die verschiedenen Gamemodes, die einem für Kickoff- Spiele zur Verfügung stehen. Dabei sind mit Simulation, Arcade und Competitive insgesamt drei Einstellungen wählbar. Während Simulation das Spiel so realistisch wie möglich abbildet und auch mal der ein oder andere überworfene Pass dabei sein kann, ist der Arcade-Modus eher für Spieler gedacht, die einfach nur so ohne große Vorkenntnisse eine Runde zocken wollen. Dabei kann es des Öfteren auch zu spektakulären Hits und Catches kommen. Spieler, die tief in der Materie stecken, am liebsten alle Teile ihrer Mannschaft selbst justieren und bei den Spielzügen den vollen Durchblick haben, kommen im Competitive-Mode auf ihre Kosten.
Unabhängig von den drei Modi ist auffällig, dass sich die Defensive der KI nun mit der Zeit auf verschiedene Spielzüge einstellt. Das ist auch gut so, denn ein Drive über das ganze Spielfeld mit immer wieder den gleichen Spielzügen ist weder besonders realitätsnah, noch trägt es großartig zur Unterhaltung des Spielers bei.
Underdog-Story mit Hollywood-Hilfe
Kommen wir nun zur größten Neuerung im diesjährigen Ableger: der Storymodus. Ähnlich wie schon „The Journey“ bei FIFA 17 erhält auch Madden eine Einzelspielerkampagne. Diese hört auf den Namen „Longshot“ und erzählt die Geschichte vom jungen Quarterback Devin Wade, der es nach dreijähriger Auszeit über eine TV-Show und den Draft in die NFL schaffen will. Ebenso wie bei EA´s Fußball-Flaggschiff folgt man auch hier einer gescripteten Story, die jedoch durch lebendige Cutscenes und dynamisch wählbare Dialogen spannend und emotional erzählt wird. Mit Mahershala Ali („Moonlight“; „House of Cards“), der Devin´s Vater und Mentor Cutter verkörpert, konnte zudem ein Oscarpreisträger ins Team geholt werden. Obwohl die Geschichte hier und da einige Stereotypen der hollywoodtypischen Underdog-Story aufblitzen lässt, enttäuscht der Modus keineswegs. Lediglich die Dauer ist mit vier Stunden Spielzeit doch etwas kurz geraten. Absolviert werden meist nur einzelne Sequenzen eines kompletten Spiels, was aber dabei hilft, die Story flüssiger und verständlicher zu erzählen.
Unsere Bewertung
Grafik
Sound
Steuerung
Atmosphäre
Einstellmöglichkeiten
Gesamtwertung
Fazit
Madden NFL 18 ist einmal mehr eine rundum gelungene Sportsimulation, die sowohl Langzeitgamern als auch Gelegenheitszockern großen Spielspaß bietet. Dank des Gamemodes „Arcade“ gelingt der Einstieg für Anfänger leichter, Fortgeschrittene und Gamer können auf die anderen zwei Varianten zurückgreifen. Große Sprünge im Gameplay sucht man zwar vergebens, jedoch hebt der Engine-Wechsel das gesamte Erscheinungsbild des neuen Ablegers nochmal auf ein höheres Level. Der Storymodus „Longshot“ ist eine sinnvolle Ergänzung der Reihe und bietet die gesamte Spielzeit über Unterhaltung. Relativ kurzweilig erscheint die Geschichte dennoch. Das zeigt aber auch, dass EA Sports aus dem doch teilweise durchhängenden Mittelteil in FIFA´s „The Journey“ gelernt hat. Außerdem bleibt so noch genügend Spielraum für eine Fortsetzung für das nächste Jahr und darüber hinaus.
Veröffentlicht am 21.09.2017 ||| T. Barthel