Ganze 11 Jahre ist es nun her, seitdem das erste Spiel mit dem Titel „Prey“ auf den Markt kam. Ein Nachfolger war bei Fans sehr gefragt, jedoch lies dieser sehr auf sich warten. Nachdem die Human Head Studios den offiziellen Nachfolger von „Prey“ aufgrund von Eigenkritik an diesem gecancelt hatten, war die Hoffnung auf ein Nachfolger sehr gering. Dementsprechend groß war die Freude, als Bethesda Softworks ankündigte, dass sie einen neuen Teil von „Prey“ auf den Markt bringen würden, welcher von den Arkane Studios Austin entwickelt werden würde. Arkane Studios Austin ist für viele und sehr hochgelobte Spiele wie „Arx Fatalis“, „Dark Messiah of Might and Magic“ sowie „Dishonored“ bekannt, dementsprechend hoch war die Hoffnungshaltung. Schnell wurde aber klar, dass es sich bei besagten Titel nicht um einen Nachfolger des im Jahre 2006 erschienen Spiels handelt, sondern um einen eigenständigen. Nun gibt es viele Fragen, die den Spielern und besonders den Fans im Kopf rumschwirren. Fühlt sich das Spiel immer noch wie ein „Prey“ an? Um was geht es in dem neuen Spiel? Gibt es Analogien zu dem im Jahre 2006 erschienen „Prey? All diese Fragen schwirrten auch uns im Kopf herum, dementsprechend hoch war die Vorfreude, als wir die Chance bekamen, selbst Hand an das Spiel zu legen.
Wir schreiben das Jahr 2032 auf der Raumstation Talos 1, welche sich in der Nähe des Monds befindet. Das Licht fällt durch die großen Panoramascheiben des Zimmers, der Wecker reißt einen herzlos aus dem Tiefschlaf - alles scheint ganz normal an diesem Morgen. Man schlüpft in die Rolle von Morgan Yu, hierbei hat man die freie Entscheidung zwischen einer weiblichen oder einem männlichen Hauptprotagonisten/in. Ein Anruf vom Bruder macht den Anschein von einem ganz normalen Tag perfekt. Man steigt in einen Hubschrauber, um seinen Bruder in der Forschungsstation zu treffen. Schnell wird klar, dass man selbst - genauso wie der Bruder - Forscher ist. Aber woran wird hier geforscht und warum soll man sich einen psychologischen Test unterziehen? Doch schnell macht der eigene Bruder einem wieder Mut. So folgt man brav dessen Anweisungen und begibt sich in den ersten Testraum, um mit dem psychologischen Test zu beginnen. Eisenquader aus Aussparungen herausholen, über Hindernisse springen und Fragen beantworten, welche sich hauptsächlich mit dem Thema der eigenen Moral beschäftigen – nicht wirklich außergewöhnliche Dinge. Doch irgendwas scheint nicht wirklich zu stimmen. Die Wissenschaftler, welche jeden Schritt hinter einer dicken Glasscheibe beobachten, sind nicht wirklich mit dem Ergebnis zufrieden. Doch es geht munter weiter, bis plötzlich die Situation aus den Fugen gerät. Der Wissenschaftler, welcher einen durch die verschiedenen Test geleitet hat, wird plötzlich von einem unbekannten Wesen angegriffen. Was ist hier bloß los und warum wird man nachdem Angriff von einem der Forscher außer Kraft gesetzt? Fragen über Fragen tun sich einem auf, welche auch beantwortet werden wollen. Nach einem weiteren Erwachen im trauten Zimmer, wird nach dem Verlassen schnell klar, dass etwas bei dem Test wohl sehr schiefgelaufen sein muss. Überall sind Tote, Aliens unbekannter Art laufen auf der Raumstation herum und immer mehr Fragen füllen den eigenen Kopf. Was ist hier nur passiert und hat man selbst damit etwas zu tun? Ein Funkspruch des Bruders gibt einem neue Hoffnung, zumindest scheint es diesem gut zugehen – eine Erleichterung. Jedoch wird diese Erleichterung schnell wieder zerschlagen, nachdem man einen weiteren Funkspruch von einer bis dato unbekannten Person erhält. Diese scheint sehr gut über das Geschehen auf der Raumstation Bescheid zu wissen und erklärt einem ein paar Dinge zu der aktuellen Situation. Schnell wird der Name des Feinds klar: Typhon. An besagten Wesen wurde auf der Talos 1 geforscht um derer Eigenschaften auf den Menschen übertragen zu können, was nun zum Verhängnis wurde. Nämlich sind die Typhon mehr als tödlich, blitzschnell, stark und treten in verschiedenen Form, mit verschiedenen Eigenschaften auf.
Ist man hier nicht auf der Hut, kann es schnell zu Frustmomenten kommen. Nämlich im Vergleich zum im Jahre 2006 erschienen „Prey“ kommt man hier nicht sehr weit mit einfach nur draufhalten. Es muss mit der Umgebung interagiert, Waffen klug miteinander kombiniert und der Einsatz von Fähigkeiten gut durchdacht werden. Sonst endet man schnell im „Game Over“ Screen. Dies kann auch schon auf niedrigeren Schwierigkeitsstufen schnell für Frust sorgen und die Typhon als übermächtige Gegner dastehen lassen. Jedoch schaffen Waffen, wie die GLOO Kanone oder die Taserpistole, welche Feinde für einen kurzen Moment lahmlegen können, für ein wenig Abhilfe. Dennoch, knallharte und extrem schnelle Schussaction wird hier leider vergebens gesucht. Neben Waffen wie der GLOO Kanone, welche schnell zum besten Freund werden kann und in vielen Fällen sogar muss, können auch sogenannte Neuromods installiert werden. Diese werden ganz à la Bioshock in den Körper injiziert, jedoch nicht in den Arm, sondern direkt in das Auge. Durch ein Paar von Nadeln wird eine Flüssigkeit geleitet, welche innerhalb von Sekunden Millionen von neuen Synapsen schafft. Somit können Fähigkeiten erlernt werden, für die der normale Mensch eigentlich Jahre brauchen würde. Übermenschlich schnell laufen und springen sind keine Probleme mehr. Zudem können extrem schwere Objekte, welche sich überall auf der doch sehr stark an Bioshock erinnernden Raumstation befinden, geworfen werden. Dies kann zu einem weiteren Vorteil im Kampf gegen die Typhon werden, da sehr schwere oder explosive Objekte beträchtlichen Schaden verursachen können. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch Erwerben von neuen Fertigkeiten, neue Bereiche der doch sehr großen Raumstation erforscht werden können. Ist nun beispielsweise der Reparaturskill nicht weit genug ausgebaut worden, kann man den kaputten Fahrstuhl nicht reparieren, welcher einen zur nächsten Ebene bringen würde. Oft gibt es dennoch mehrere Wege das Ziel zu erreichen und sollte man nun einmal wirklich nicht weiterkommen, kann man nach Erwerb der benötigten Fähigkeit jederzeit wieder zurückkommen. Denn die Welt von Prey ist eine Open-World und somit kann man jederzeit wohin man möchte, solang man die benötigten Fähigkeiten besitzt. Jedoch erinnern nicht nur die Aspekte der Open-World sowie das Design der Talos 1 stark an Bioshock, sondern auch das Inventar lässt stark an System Shock erinnern. In diesem landen alle Gegenstände sowie Waffen, die der Spieler auf seinen Missionen der Talos 1 findet. Natürlich lässt sich besagtes Inventar durch Einsatz von Neuromods erheblich erweitern, dennoch stößt dieses schnell an seine Grenzen, wenn der Spieler alles mitnimmt, was er findet. So häufen sich Essen, Waffen, Munition sowie allerlei Schrott in diesem an und sorgen für Platznot. Doch für alles gibt es Abhilfe. In diesem Fall in Form von sogenannten „Recyclern“, welche sich überall auf der Raumstation befinden. In diese kann der Spieler seine nicht benötigten Sachen entsorgen und sie mithilfe eines Knopfdrucks in seine Ursprungsmaterialien umwandeln. Dies gilt nicht nur der Platzschaffung des Inventars, sondern lassen sich auch viele neue Gegenstände mit den Materialien herstellen. Dies reicht von Medikits über Munition bis hin zu neuen Waffen und sogar Neuromods. Die Blaupausen für neue Gegenstände lassen sich bei dem Durchsuchen der Talos 1 finden und werden durch Erwerb sofort Freigeschaltet. Somit ist es immer ratsam sich ganz genau auf der Raumstation umzusehen, denn neben Blaupausen können auch Neuromods, Waffenupgrades oder sogar ganze Waffen gefunden werden. Denn im Gegensatz zu anderen Spielen, können neue Waffen bei „Prey“ einfach in Leichen gefunden werden. Dies kann einerseits negativ sein, denn somit können diese leicht übersehen werden, andererseits gibt es dem Spiel eine nette Note von Realismus und Alltagstreue, denn wer findet schon eine Schrotflinte auf einem Podest thronend. So heißt es fleißig Leichen, Schränke und Schrottreste durchsuchen. Denn in allem können sich wichtige sowie nützliche Dinge verbergen. Im schlimmsten Fall findet sich Schrott, welcher sich zu neuen Dingen weiterverarbeiten lässt, der einem im Kampf gegen die Typhon hilft. Hilfe ist genau das, was man im Kampf gegen die Großzahl von verschiedenen Feinden braucht, auf die man in der Talos 1 trifft.
Um seine Chancen im Kampf zu erhöhen gibt es ein Gerät, welches sich Psychoscope nennt. Mit diesem lassen sich Gegner scannen, was zweierlei Vorteile mit sich bringt. Einerseits bekommt man Informationen über jeden Gegnertyp in seine Datenbank, wie dessen Stärken sowie Schwächen, zudem schaltet man durch scannen der Gegner neue Fertigkeiten frei, welche sich mithilfe von Neuromods installieren lassen. Jedoch ist dies ein zweischneidiges Schwert!
Auf der einen Seite sind die Fertigkeiten von den Typhon extrem stark und wirkungsvoll, so lassen sich beispielsweise von Typhon kontrollierte Gegner heilen, man erhält mehr Resistenz gegen Feuer- sowie Blitzangriffe und man kann sich sogar in verschiedene Gegenstände verwandeln, welche man auf der Talos 1 findet. Soweit so gut, jedoch hat alles Gute auch meist eine negative Seite. Installiert man zu viele Neuromods der Typhon, wird man früher oder später auch von den Sicherheitsgeräten der Talos 1 als solches angesehen. Dies kann dazu führen, dass Geschütztürme oder sogar Sicherheitsscans Alarm schlagen und zum Angriff übergehen, daher sollte man sich gut überlegen, ob sich die Installation einer Großzahl von Typhon-Mods überhaupt lohnt.
Eines lohnt sich auf jeden Falls, das Upgraden von Psychoscope und Anzug, denn dadurch lassen sich Fertigkeiten freischalten, welche einen immensen Vorteil im Kampf gegen die Typhon bieten. Sei es das Erkennen von den allseits gehassten Mimics oder das Beschleunigen des Scanvorgangs, alles kann via Upgrade installiert werden. Zudem kann via Neuromod die Anzahl von möglichen Psychoscope Upgrades auf ganze acht erhöht werden.
Gleiches gilt auch für den Anzug, welchen man stets eng angelegt trägt. Lediglich die Eigenschaften der Upgrades unterscheiden sich hierbei zu denen des Psychoscopes. Dennoch sollte man diese keinesfalls unterschätzen, denn im Falle eines heißen Kampfes kann es sehr gut sein, dass man Schutz vor den eigenen Recyclergranaten braucht oder man sicher schneller in der Schwerelosigkeit voran bewegen möchte. Ob Psychoscope- oder Anzugupgrades sowie der Fertigkeitsbaum, all dies gibt dem Spiel eine nette Note von Rollenspielelementen sowie dem Gefühl der „Macht“ über seinen eigenen Charakter zu haben.
Neben Waffen, Upgrades, Munition und allerlei von Schrott, findet man auf seiner Such auf der Talos 1 auch viele verschiedene Computer sowie Audiologs. Besonders Letzteres erinnert wieder einmal strak an Bioshock, denn genau wie bei diesem wir auch bei Prey die Story hauptsächlich via Audiologs oder Funksprüche wiedergegeben. Dies kommt dem Spielfluss sehr zu Gute, denn man muss sich nicht elendslange Sequenzen angucken, welche das Spielgeschehen für mehrere Minuten unterbrechen.
Andererseits ist es aber auch leider so, dass man schnell mal den Überblick oder Fokus verlieren kann und nur Teile der Story mitbekommt. Zudem ist natürlich auch möglich, dass Audiologs übersehen werden, was wiederum zum Versäumnis vielleicht wichtiger Informationen führen kann.
Unsere Bewertung
Grafik
Sound
Steuerung
Atmosphäre
Einstellmöglichkeiten
Gesamtwertung
Fazit
Als riesen Fan des ersten Prey Spieles, welches wie im Test erwähnt im Jahre 2006 heraus kam, hatte ich natürlich große Erwartungen an den vermeidlichen Nachfolger des Hit-Titels. Auch nach Bekanntgabe, dass es sich bei Prey nicht um einen Nachfolger handeln soll, war ich immer noch guter Dinge. Selbst als das komplette Spiel nochmals überarbeitet wurde und man nicht in einer riesigen Stadt voll Aliens als Kopfgeldjäger spielt, war die Vorfreude nicht erloschen. Nun, 11 Jahre später hatte ich endlich die Möglichkeit selbst Hand an das Spiel zu legen. Schnell wurde mir aber klar, dass Prey einen unglaublichen Wandel unterlaufen ist. Natürlich weiß ich, dass es sich bei diesem Spiel um kein Nachfolger, sondern um ein komplett neues Spiel in einem anderen Universum handelt. Dennoch, kann es nicht unterlassen, beide Spiele miteinander zu vergleichen. Und hierbei siegt leider der Titel aus dem Jahr 2006 um Längen. Ohne Frage ist Prey kein schlechtes Spiel, ganz im Gegenteil! Mit seiner unglaublichen Anzahl an Möglichkeiten, Fertigkeiten, Missionen sowie Ideenreichtum, ist es ein Spiel, welches Sci-Fi Fans auf jeden Fall mal gespielt habe sollten. Aber für mich war Prey ein knallharter, schneller Shooter, in welchem man in einem halb-organischen Raumschiff als Indianer herumläuft und Horden von Aliens pulverisiert. Ich hatte viel Spaß mit dem aktuellen Prey, doch leider ist der Schwierigkeitsgrad (gespielt wurde auf „normal“) dermaßen hoch, das man selbst bei einem Kampf gegen zwei Gegner sich schon warm anziehen sollte. Prey sollte kein Spiel sein, bei dem man vorsichtig und taktisch vorgehen sollte, es sollte ein beinharter Shooter sein, bei dem die Fetzen nur so fliegen. Daher muss ich leider sagen:
Auch wenn die PC-Version butterweich läuft, es eine Vielzahl an Upgrades und Vorgehensweisen gibt sowie der Möglichkeit sich selbst Alien Fertigkeiten anzueignen, wäre ich dennoch wieder lieber als Tommy auf einem Raumschiff umhergerannt, um möglichst viele Aliens mit meinen lebendigen Waffen zu töten. An Decken laufen, sich von seinem fleischigen Körper zu trennen und mit abgeschlagenen Alienhänden zu kämpfen war cooler als ein Fertigkeitenbaum zu haben.
Getestet wurde auf folgendem System:
i7 6700K 4x4,0Ghz
32GB DDR4-RAM 2133Mhz
MSI GeForce GTX 1080 Ti Armor 11G OC 11GB
Veröffentlicht am 10.06.2017 ||| R. Lilge