Märchen wecken schon seit jeher ein reges Interesse bei den Menschen. Dies bewiesen schon die Gebrüder Grimm, als sie damals damit anfingen, Märchen zu sammeln. Dass Märchen auch heutzutage noch eine Faszination und Interesse hervorrufen können, bewies nun vor kurzem „NIS America“. Mit „A Rose in the Twilight“ gelangt nun ein Spiel in den Westen, welches sich mit einem düsteren und märchenhaften Grafikstil präsentiert. Zwar erschien das Spiel schon vor gut einem Jahr in Japan, doch nun kommen auch westliche Spieler in den Genuss. Ob sich das Warten gelohnt hat, haben wir für euch getestet.
Es war einmal, ein plötzliches Erwachen
Trotz der märchenhaften Aufmachung, dürft ihr keine lange Einleitung erwarten. Es wird euch weder Hintergrundwissen vermittelt, noch leitet man euch in irgendeiner Weise in die Spielwelt ein. Ihr werdet also direkt in das Spielgeschehen geworfen. Die Protagonistin Rose erwacht auf einem Trümmerhaufen und schaut sich verwirrt in dem kargen Verlies um. Sie ist teilweise mit Ranken bedeckt und aus ihrem Rücken ragt eine Rose. Man erfährt, dass sie vom Fluch der Dornen heimgesucht wird. Dieser scheint der Grund die momentane Situation zu sein. Denn viele Räume sind nur so von Dornenranken übersäht. Im Kontrast dazu, bringt er aber einige nützliche Fähigkeiten mit sich. Das Ziel ist des Spiels ist es, den Fluch der Dornen von euch zu lösen und dem Gemäuer zu entkommen.
Nachdem man sich ein bisschen im Schloss umgesehen hat, bemerkt man recht schnell, dass die Zeit stehen geblieben ist. Trümmer schweben in der Luft und versperren euch den Weg zum nächsten Raum. Doch dabei seid ihr nicht auf euch alleine gestellt. Sehr früh wird euch ein zweiter Charakter an die Hand gegeben: Ein Steingigant. Dieser ist, im Gegensatz zu Rose, ziemlich robust und vor allem auch stärker. Mit ihm ist es ein Leichtes durch große Dornenranken zu laufen, Trümmer aus dem Weg räumen oder bei Bedarf auch Rose durch die Luft werfen.
Blut über Blut
Blut ist ein zentraler Bestandteil der Spiel-Mechanik von „A Rose in the Twilight“. Mit Blut bringt man den Fluss der Zeit zurück. Dank der Rose auf eurem Rücken, könnt ihr Blut aus Gegenständen extrahieren oder Lachen Verstorbener aufsaugen, um es anschließend auf andere Objekte zu übertragen. Dadurch fallen sie entweder in ihre vorbestimmte Position, oder lassen sich durch den Titanen aufheben und an die gewünschte Stelle legen.
Die Blutlachen der Toten haben, neben einer Blutquelle für Rätsel, noch eine weitere Bedeutung. Saugt ihr das Blut der Gestorbenen auf, erfahrt ihr deren letzte Erinnerung. Die Erlebnisse werden euch dabei in schauriger Schattenspielmanier vorgetragen. Neben Exekution, Folter und Tod durch Trümmer, erfahrt ihr nach und nach immer mehr von der Hintergrundgeschichte. Es lohnt sich also nicht nur die Rätsel zu lösen, sondern auch nach Blutpfützen zu suchen.
Apropos Rätsel, diese kommen in „A Rose in the Twilight“ auch nicht zu kurz. Euer Vorankommen wird von vielen Rätseln begleitet. Euren Gehirnzellen wird dabei einiges abverlangt. So müsst ihr zum Beispiel im richtigen Zeitpunkt das Blut aus einer Plattform ziehen, damit sie in der Luft stehen bleibt- Ansonsten lässt sich die Schlucht vor euch nicht überqueren. Zu einem anderen Zeitpunkt muss sich Rose in einem Fass verstecken, damit dieses vom Titanen durch ein dichtes Dornengestrüpp getragen werden kann. Denn hier liegt der Knackpunkt. Die Protagonistin trägt nicht nur den Namen Rose, sondern ist auch noch so empfindlich wie eine. Allein die Berührung mit den Dornen oder ein Fall aus geringer Höhe lässt euch schnell das Zeitliche segnen und ihr kehrt zum letzten Speicherpunkt zurück.
Rot, Grau und die Zeit
Durch den starken Einsatz von Blut und den Stillstand der Zeit, ist, außer Rot, kaum noch eine andere Farbe vorhanden. Aus diesem Grund wirken die Räume ziemlich düster und verlassen. Im Zusammenspiel mit der passenden Musik wird der Eindruck der Einsamkeit noch weiter verstärkt. Das ganze Spiel wirkt im Allgemeinen gut abgestimmt. Niemals hat man das Gefühl, dass ein Element deplatziert ist. Auch der viele Einsatz von Blut wirkt nicht übertrieben, sondern wird an den richtigen Stellen eingesetzt. Es fühlt sich, grob gesagt, wie ein Kunstwerk an, in das man eintauchen kann.
Nur die Steuerung stört den Spielfluss gelegentlich. Auch basieren viele Rätsel nicht zwingend auf Logik, sondern verlangen das richtige Timing. Man ist hin und wieder eher dazu gezwungen im richtigen Zeitpunkt eine strikte Reihenfolge einzuhalten, anstatt wirkliche Logik anzuwenden. Hat man das Rätsel nicht geschafft, bleibt einem nur der Suizid und man fängt wieder von vorne an. An sich ist das zwar nichts Schlimmes, wird aber bei langen Passagen nervig. Denn Rose und der Titan bewegen sich nur schleichend vorwärts. Dies führt irgendwann dazu, dass man sich springend durch die Welt bewegt, da es zumindest subjektiv den Eindruck erweckt, sich schneller fortzubewegen. Dadurch geht leider einiges an Atmosphäre verloren.
Unsere Bewertung
Grafik
Sound
Steuerung
Atmosphäre
Einstellmöglichkeiten
Gesamtwertung
Fazit
Mit „A Rose in the Twilight“ hat sich Nippon Ichi Software, Inc. eine besondere Art von Spiel ausgedacht. Grafik und Sound vermitteln eine tolle Atmosphäre. Trotzdem nicht ein einziges Wort gesprochen wird, schafft es das Spiel Emotionen in einem zu erzeugen. Es gab Passagen, bei denen man ein Tränchen der Freude oder Trauer vergossen hat. Das Spiel ist auf jeden Fall ein Kunstwerk, dass sich jeder Puzzle-Liebhaber gönnen sollte. Es gibt zwar Momente, zu denen man das Spiel einfach nur schließen möchte, denn die Puzzles können einen ab und zu ziemlich aufregen. Aber hat man die Herausforderung erst einmal gemeistert, hat man ein richtiges Erfolgserlebnis. Aus unserer Sicht ist das Spiel ein Must-Have für jeden Freund von alternativen Spielmechaniken und Grafikstilen. Aber vor allem auch für Leute, die eine niedliche Geschichte in einem düsteren Ambiente suchen.
Veröffentlicht am 18.04.2017 ||| S. Müller