Japanische Rollenspiele waren für eine lange Zeit eher ein Nischen-Genre der Videospielszene. Über die Jahre hinweg hat sich das Interesse an ihnen aber signifikant gesteigert. Die so genannten JRPGs spielen in ihrer eigenen Welt, die für die westlichen Spieler meist makaber oder suspekt. Doch dass diese Kombi auch erfolgreif sein kann, beweist der neuste JRPG Titel aus dem Hause Atlus/Deep Silver.
In „Shin Megami Tensei IV: Apocalypse“ begeben wir uns in gepeinigtes Tokio. Denn durch den Ausbruch eines weltweiten Konflikts liegt die komplette Welt in Asche. Nur die japanische Hauptstadt hat das Ereignis überstanden. Zu verdanken ist dies einem unbekannten jungen Mann, der sich opferte, als er die Stadtgöttin Masakado beschwor. Diese errichtete eine schützende Kuppel um die Metropole, um ihre Einwohner vor der drohenden Katastrophe zu beschützen. Doch all dies blieb nicht ohne Nebenwirkungen. Dämonen machten sich in der apokalyptischen Einöde breit und machen Jagd auf die übrigen Menschen. Aus diesem Grund sind diese gezwungen, sich in den Untergrund zurückzuziehen und alte U-Bahnstationen und Tiefgaragen ihre neue Heimat zu nennen. Innerhalb dieser neuen Gesellschaft entstehen verschiedene Fraktionen, die versuchen, diese neue Situation nach ihren Vorstellungen zu meistern. Nach längeren Konflikten und größeren Auseinandersetzungen triumphierte allein die „Hunter-Association“ über alle und genau hier setzt „Shin Megami Tensei IV: Apocalypse“ ein. Wir übernehmen die Kontrolle über den „Hunter-Kadetten“ Nanashi. Dieser versucht mit seiner Freundin Asahi als vollwertiger Jäger anerkannt zu werden. Doch zuallererst brauchen wir ein Smartphone. Ohne eins sind unsere Chancen in dieser dystopischen Welt zu überleben gleich null.
Aller Anfang ist schwer
Zugegeben, die Geschichte ist schon etwas komplizierter. Doch genau das macht das Universum von „Shin Megami Tensei“ schon seit seinen Anfängen aus. Deswegen kann es am Anfang passieren, dass man nicht mehr ganz genau weiß, was eigentlich gemeint ist. Doch das Spiel lässt euch nicht im Regen stehen. Jede neue Quest wird euch auf der Karte angezeigt und hilft euch somit nicht den Faden zu verlieren. Denn das Spiel an sich ist schon eine Herausforderung, selbst für Veteranen der Serie. Wir haben das Spiel auf der einfachsten Stufe gestartet und hatten schon am Anfang mit einigen kleinen Schwierigkeiten zu kämpfen. Meist waren die Gegner schon ein paar Level über uns oder haben uns mit starken Attacken zugesetzt. Nachdem man aber ein bisschen die Routine verinnerlicht hat, wurden die Kämpfe schon etwas einfacher.
Feuer mit Feuer bekämpfen
Wie anfangs schon erwähnt brauchen wir ein Smartphone, um in der „Außenwelt“ überleben zu können. Denn mit ihm können wir unsere Ausrüstung wechseln, Quests einsehen, speichern und sogar Dämonen beschwören. Letzteres ist sogar dringend erforderlich. Dämonen sind unsere einzige Waffe im Kampf gegen alles, was uns töten möchte. Darunter zählen nicht nur andere Dämonen, sondern auch Engel und Götter. Von diesen gibt es in „Shin Megami Tensei IV: Apocalypse“ mehr als genug. Allein in der Testphase haben wir mit 50 verschiedenen Dämonen nur einen Bruchteil der vorhandenen Kreaturen gefunden.
Um Dämonen für uns kämpfen zu lassen, müssen wir sie erst einmal dazu überreden. Ihr habt richtig gelesen. Wir müssen mit ihnen reden. Im Kampf haben wir die Möglichkeit über die Option „Talk“ mit den Dämonen Verhandlungen zu führen. Dabei hat jeder seine eigene Persönlichkeit. Manche schließen sich ohne Gegenleistung direkt unserer Gruppe an. Manche wollen dominiert werden und manche finden es amüsant, wenn man sich unterwürfig gibt. Es ist also ein gewisses Geschick vonnöten, wenn man einen Dämon von sich überzeugen möchte.
Das Ganze kostet manchmal zwar etwas Zeit und Nerven, dafür lohnt es sich aber. Gefangene Dämonen kämpfen nicht nur für einen, sie bringen einem sogar ihre Fähigkeiten bei. Sollten nach einiger Zeit Dämonen zu schwach auf der Brust wirken, schafft das „Fusionieren“ Abhilfe. Dämonen lassen sich über das Smartphone miteinander kombinieren und erzeugen somit stärkere Kreaturen. Es besteht sogar die Möglichkeit Fähigkeiten auf den neu entstandenen Begleiter zu übertragen, die er in seiner Wildform nie erhalten würde. So lassen sich mächtige Spezialisten züchten.
Grafische Treue
Über all die Jahre hat sich „Shin Megami Tensei“ nicht viel verändert, maximal verbessert. In „Apocalypse“ bewegt man sich in einer freien 3D-Umgebung durch die Welt. In den Kämpfen wechselt das ganze allerdings zu einer 2D-Ansicht. Die einzelnen Gegner stehen in relativ einfachen Sprites vor einem, während man auf dem unteren Bildschirm des 3DS seine Statuswerte und Charakterportraits sieht. Charakteren in der „Overworld“ stehen ähnlich dargestellt dar. Meist sind die Texturen etwas verwaschen, wodurch einige Details leider verloren gehen. Anders ist es jedoch bei den Nahaufnahmen und Portraits. Hier erkennt man sehr gut die Detailverliebtheit der Macher.
Die Musik macht die Stimmung
An der Musik führt in keinem Spiel der Welt ein Weg vorbei. Zwar ist das Spielen ohne sie möglich, allerdings trägt sie viel zum Ambiente bei. So ist es auch hier. Noch nie war eine Apokalypse so spannend. Die musikalische Begleitung ist schon fast chirurgisch genau abgestimmt und man bekommt einfach Lust auf mehr. Kämpfe wirken trotz der starren Grafik dynamisch. Manchmal möchte man einfach nur den 3DS zur Seite legen und der Musik lauschen. Hier punktet das Spiel auf voller Strecke.
Unsere Bewertung
Grafik
Sound
Steuerung
Atmosphäre
Einstellmöglichkeiten
Gesamtwertung
Fazit
„Shin Megami Tensei IV: Apocalypse“ ist durch und durch ein japanisches Rollenspiel, dass sich seiner eigenen Tradition treu bleibt. Eingefleischte Fans der Serie werden hier hundertprozentig eine neue Herausforderung finden. Außerdem lässt sich sogar der Spielstand des Vorgängers übernehmen. Neueinsteigern wird empfohlen, das Spiel auf einer niedrigen Stufe anzufangen und sich nach und nach zu steigern. Es wird viel geboten: Action, Witz, Spannung und Herausforderung. Die Musik überzeugt und lässt ein wenig über die zugegeben nicht ganz zeitgemäße Grafik. Ein großes Manko ist jedoch, dass das Spiel nur auf Englisch verfügbar ist. Das grenzt den potentiellen Spielerkreis schon etwas ein. Nichtsdestotrotz empfehlen wir jedem JRPG Fan „Shin Megami Tensei IV: Apocalypse“ sein Eigen zu nennen.
Veröffentlicht am 02.12.2016 ||| S. Müller