Publisher
2K ist seit mehr als einem Jahrzehnt eine feste Größe wenn es um
Basketballsimulation geht. Eines der Flaggschiffe des kalifornischen
Unternehmens ist die Reihe NBA 2K, welche sich Jahr für Jahr bei
Sportfans rund um den Globus großer Beliebtheit erfreut. Und diese
wird in diesem Jahr wohl noch einmal ein kleines Stück größer
sein. Zusätzlich zu den erneut zahlreichen Verbesserungen seitens 2K
hat der größte Konkurrent EA Sports schon vor Monaten angekündigt,
in diesem Jahr auf einen Ableger von NBA Live verzichten zu wollen.
Offiziell hieß es, dass „man an
neuen Wegen arbeite, um NBA Live-Spieler auf den Konsolen zu
gewinnen“. Fest steht jedoch, dass EA
in den vergangenen Jahren einfach nicht in einer Liga mit 2K spielen
konnte und sich wohl mit dem vorübergehenden Rückzug ein weiteres
Jahr im Schatten der Konkurrenz ersparen will. So steht NBA 2K17
diesmal nahezu konkurrenzlos da. Das scheint für die Entwickler
jedoch kein Grund zu sein, um nicht weiter das Ziel der Perfektion zu
verfolgen. Was sich in diesem Jahr alles verbessert hat und warum der
neueste Ableger ein absolutes Muss für jeden Basketballfan ist, lest
ihr im folgenden Test.
Präsentation
wie im TV
Bereits
beim Einstieg in das erste Spiel fällt auf, dass sich etwas
verändert hat. Und damit ist nicht einmal zwingend das Gameplay
gemeint. Wie bereits im Vorgänger ist die virtuelle TNT-Crew um
Moderator Ernie Johnson, Center-Legende Shaquille O´Neal und Kenny
„The Jet“
Smith für die Pre- und Post-Game Show zuständig. Die ohnehin schon
sehr authentisch wirkenden Sequenzen erhielten durch neue
Tonaufnahmen und Sprüche erneut ein Upgrade. Das Geschehen auf dem
Court wird wie gewohnt von Kommentator Kevin Harlan kommentiert.
Waren im vergangenen Jahr noch seine Kollegen Clark Kellogg und Greg
Anthony fest an seiner Seite, hat 2K diesmal die Rotationsmaschine
angeworfen. So wechselt die Gesprächskonstellation von Spiel zu
Spiel. Steve Smith, Brent Barry und Chris Webber geben dabei genau so
ihr Debüt am 2K-Kommentatorenplatz wie ESPN-Reporterin Doris Burke,
die in den letzten Jahren immer als Spielfeldreporterin unterwegs
war. Diesen Posten musste sie jetzt an Hall of Famer David Aldridge
abgeben, der vor und während des Spiels Informationen gibt und auch
gelegentlich Interviews in der Halbzeit oder nach Spielende führt.
Auch kann es vorkommen, dass in den Viertelpausen Maskottchen über
den Court laufen und einige Sportler mit Kunststücken die Crowd
anheizen.
Zur
Authentizität tragen auch die zahlreichen neuen Audioaufnahmen bei.
Dafür sind Entwickler-Teams von 2K quer durch die USA gereist und
haben in den verschiedenen Arenen unzählige Geräusche wie
beispielsweise das Fallen des Balles durch das Korbnetz, die
Wurfsirenen und Fangesänge aufgezeichnet, um diese anschließend ins
Spiel einzubauen. Weitere kleine, aber feine Dinge wie ein
Sponsorenlogo unter der Shotclock oder sich ärgernde Spieler nach
einem vergebenen Freiwurf runden das Spielerlebnis ab. Einzig und
allein lizensierte Scoreboards und Grafiken à
la
ESPN oder TNT fehlen, um das Geschehen noch echter wirken zu lassen.
Das
Gesamtpaket ist aber stimmig und vermittelt einfach einen Eindruck
von echtem „Game-Time-Feeling“.
Die
Spieler selbst wirken ein wenig flexibler und ihre Bewegungen
abwechslungsreicher. So wurden mehrere neue Animationen beim
Sprungwurf und auch auf die einzelnen Spieler zugeschnittene
Jubelgesten eingefügt. Wer kennt nicht Nowtzkis 3-Finger-Pose oder
Carmelo Anthonys kurzen Fingerschlag gegen den Kopf nachdem sie einen
erfolgreichen Dreipunktwurf versenkt haben? Auch der Spielverlauf an
sich wirkt einen Tick langsamer, dadurch aber auch gleichzeitig
realistischer. So kann man eben nicht mehr so oft einfach nur an der
Verteidigung vorbeilaufen, sondern muss auch des Öfteren auch auf
Taktik setzen.
„Be
the Story“ ist Geschichte
Das
Prunkstück ist mal wieder wie so oft der Modus „Meine
Karriere“, den man wie gewohnt mit
seinem individuell erstellten Spieler bestreitet. Die
Gestaltungsmöglichkeiten sind dabei größtenteils unverändert
geblieben. Jedoch besteht nun die Möglichkeit, sein Gesicht mithilfe
der NBA2K-Smartphone-App einzuscannen und sich so selbst ins Spiel zu
bringen. In den letzten Jahren war das nur über die jeweilige Kamera
der Spielekonsole möglich. Wer hier aber auf eine schnelle Aktion
hofft, der wird leider enttäuscht. Je nach Aufenthaltsort und
Belichtung kann es mehrere Versuche dauern, bis man wirklich ein
ansehnliches Alterego erstellt hat. Manch ein generiertes Gesicht
ähnelt dabei eher einer monsterähnlichen Kreatur anstatt einem
Menschen. An
dieser Stelle kann sich unter Umständen eine erste Ernüchterung
einstellen, bevor der Karrieremodus überhaupt begonnen hat.
Aus Lee mach
Jordan
Zunächst
eines vorweg: Spike Lee´s „Be the
Story“ ist Geschichte; die
Grundstruktur wurde jedoch beibehalten. Einzig der High-School-Part
wurde gestrichen. So beginnt man direkt zu Beginn mit der
College-Wahl und arbeitet sich nach und nach in die NBA vor.
Zwischenstopp bei Coach K und dem Team USA inklusive. In den Modus
eingeführt wird man von einem, der gerade erst selbst eine
erfolgreiche zwanzigjährige Laufbahn hinter sich hat: Ex-Laker und
Basketball-Star Kobe Bryant. Die von Lee inszenierten Filmszenen des
Vorgängers, die sich viel zu sehr mit der sozialen Umgebung des
Spielers beschäftigt haben anstatt das Geschehen auf dem Hardwood zu
beleuchten, haben glücklicherweise keine Daseinsberechtigung mehr.
So wirkt der Modus wieder wie er auch sein sollte: individueller und
gestaltbarer. Der große Name, der in Verbindung mit der Karriere
steht, ist in diesem Jahr Michael B. Jordan. Seines Zeichens
Hollywood-Schauspieler („Creed“)
und nicht zu verwechseln mit dem besten Basketballer aller Zeiten. Er
spielt einen Teamkollegen, mit dem man im Laufe der Karriere eine
besondere Beziehung pflegt. Nur die Trainingseinheiten, die ohne
Frage sehr realitätsnah gestaltet sind, aber auch langwierig
erscheinen, verlangsamen das Fortschreiten doch etwas. Als
Online-Spielmodus sorgt auch „Mein
Park“ wieder für Spielspaß.
Auch
der Modus „Mein GM“,
in dem man eine Franchise übernimmt, diese managt und letztendlich zu
Ruhm und Ehre führt, wurde weiter ausgebaut. So bietet er in diesem
Jahr die Möglichkeit, ein komplett neues Team der Liga hinzuzufügen.
Keine bahnbrechenden Veränderungen gibt es hingegen bei „Mein
Team“, das Pendant zu EA´s „Ultimate
Team“.
Unsere Bewertung
Grafik
Sound
Steuerung
Atmosphäre
Einstellmöglichkeiten
Gesamtwertung
Fazit
Unter
dem Strich hält NBA 2K mal wieder, was es verspricht und ist eine
rundum gelungene, nahezu perfekte Basketballsimulation. Einzelne
Neuerungen, die einem eigentlich auf den ersten Blick als
Kleinigkeiten erscheinen, tragen erheblich zum Realismus des Spiels
bei und verbessern so das Spielerlebnis. Auch grafisch wurde noch
einmal ein Schritt nach vorn gemacht und die wechselnden
Kommentatorenteams sorgen für ein wenig Abwechslung, die bei der
(vermutlich) langen Zeit, die der Spieler vor der Konsole bzw. vor
dem PC verbringt, auch nötig erscheint. Der
überarbeitete Karrieremodus, befreit von eintönigen
Hollywood-Sequenzen, ist einmal mehr das Aushängeschild und es ist
erkennbar, dass fehlende Alternativen nicht unbedingt einen Mangel an
Neuerungen nach sich ziehen müssen. Trotzdem wünscht man sich, dass
es bald wieder Konkurrenz von anderen Publishern gibt. Denn die
belebt ja bekanntlich das Geschäft.
Veröffentlicht am 26.09.2016 ||| T. Barthel